Die Konferenz widmet sich einem sehr speziellen, möglicherweise marginal erscheinenden, aber gerade darum interessanten Medium: dem Fotobuch. Indem sie es unternimmt, ihm einen spezifischen Platz in der Geschichte der Fotografie einzuräumen, geht es dieser dezidiert interdisziplinär angelegten Konferenz zugleich darum, die spezifischen Wirkungsweisen unterschiedlicher Medien sowie die Grenzen und Interferenzen zwischen ihnen zu befragen.
Während die Fotografie Ende des 20. Jahrhunderts einerseits einer zunehmenden Musealisierung und Nobilitierung als Kunstwerk unterzogen wird, während andererseits Fotografien als digitale Dateien kontextfrei im Internet kursieren, rückt das Fotobuch so auffällig in den Mittelpunkt der Fotokunst, dass sich ein eigener Forschungszweig zu dieser Publikationsform entwickelt hat. Studien zur aktuellen Konjunktur des Fotobuchs – so die Ausgangshypothese, die zu diesem Konferenzprojekt geführt hat – lassen meistens außer Acht, dass dieses an der Schnittstelle zwischen Buch- und Bildkultur situierte Medium seine Wirkung gerade aus der Evokation solcher intermedialen Kontexte des Fotografischen bezieht. Auch fehlt es in der Forschung bisher an Aufmerksamkeit für die konkreten drucktechnischen, ökonomischen und nicht zuletzt politischen Rahmenbedingungen, die sowohl die Produktion als auch die Vermittlung fotografischer Bilder im Fotobuch prägen. So sollen die Konferenzbeiträge die Auseinandersetzung mit diesem sehr speziellen Medium und einzelnen seiner historischen Konkretisierungen auch für medientheoretische Reflexionen mit Bezug auf einen größeren sozioökonomischen und politischen Kontext nutzen. Um offensiv der Tatsache zu begegnen, dass Fotobücher nicht selten zur Konstruktion nationaler, ethnischer oder geografischer Identitäten eingesetzt werden, ist die Konferenz bewusst international ausgerichtet und nimmt neben der medialen Hybridität des Mediums auch dessen andere Grenzen überschreitende Aspekte wahr.